4.3. IPv6 Test/Debug-Programme

Nachdem Sie ihr System auf IPv6 vorbereitet haben, wollen Sie nun IPv6 für die Netzwerkkommunikation einsetzen. Zuerst sollten Sie lernen, IPv6 Pakete mit einem Sniffer Programm zu untersuchen. Dies ist zu empfehlen, denn in Hinblick auf Fehlersuche und Troubleshooting kann das Durchführen einer schnellen Diagnose von Nutzen sein.

4.3.1. IPv6 ping

Das Programm ist normalerweise im Paket iputils beinhaltet. Durch senden von ICMPv6 echo-request Paketen und warten auf ICMPv6 echo-reply Paketen können einfache Transport-Tests durchgeführt werden.

Anwendung

# ping6 <hostwithipv6address>
# ping6 <ipv6address>
# ping6 [-I <device>] <link-local-ipv6address>

Einige Implementierungen unterstützen auch %<device> Definition zusätzlich zu -I <device>, z.B.

# ping6 <link-local-ipv6address>%<device>

Beispiel

# ping6 -c 1 ::1 
PING ::1(::1) from ::1 : 56 data bytes 
64 bytes from ::1: icmp_seq=0 hops=64 time=292 usec

--- ::1 ping statistics --- 
1 packets transmitted, 1 packets received, 0% packet loss 
round-trip min/avg/max/mdev = 0.292/0.292/0.292/0.000 ms

Hinweis: ping6 benötigt direkten Zugriff auf den Socket und hierfür Root-Rechte. Wenn Nicht-Root-Benutzer ping6 nicht benutzen können, kann dies zwei Ursachen haben:

  1. ping6 ist nicht im Pfad des Benutzers eingetragen; ping6 ist allgemein in /usr/sbin zu finden -> Lösung: Den Pfad ergänzen (nicht empfohlen)

  2. ping6 lässt sich im Allgemeines wegen fehlender Root-Rechte nicht korrekt ausführen -> Lösung: chmod u+s /usr/sbin/ping6

4.3.1.1. Das Interface für einen IPv6 ping bestimmen

Wenn link-lokale Adressen für ein IPv6 ping verwendet werden, dann hat der Kernel keine Kenntnis darüber, durch welches (physikalische oder virtuelle) Gerät das Paket gesendet werden muss - jedes Gerät hat eine link-lokale Adresse. Ein Versuch resultiert in folgender Fehlermeldung:

# ping6 fe80::212:34ff:fe12:3456 
connect: Invalid argument

In diesem Fall müssen Sie das Interface zusätzlich spezifizieren:

# ping6 -I eth0 -c 1 fe80::2e0:18ff:fe90:9205 
PING fe80::212:23ff:fe12:3456(fe80::212:23ff:fe12:3456) from
¬ fe80::212:34ff:fe12:3478 eth0: 56 data bytes 
64 bytes from fe80::212:23ff:fe12:3456: icmp_seq=0 hops=64 time=445 usec

--- fe80::2e0:18ff:fe90:9205 ping statistics --- 
1 packets transmitted, 1 packets received, 0% packet loss round-trip
¬ min/avg/max/mdev = 0.445/0.445/0.445/0.000 ms

Beispiel für %<device> Notation:

# ping6 -c 1 fe80::2e0:18ff:fe90:9205%eth0

4.3.1.2. Ping6 zu Multicast-Adressen

Ein interessanter Mechanismus zum Aufspüren eines IPv6 aktiven Hosts am Link ist mit ping6 an eine link-lokale all-node Multicast Adresse zu pingen.

# ping6 -I eth0 ff02::1
PING ff02::1(ff02::1) from fe80:::2ab:cdff:feef:0123 eth0: 56 data bytes
64 bytes from ::1: icmp_seq=1 ttl=64 time=0.104 ms
64 bytes from fe80::212:34ff:fe12:3450: icmp_seq=1 ttl=64 time=0.549 ms (DUP!) 

Beispiel für %<device> Notation:

# ping6 ff02::1%eth0

Bei IPv6 kann dieses Verhalten zurzeit, im Gegensatz zu IPv4, wo Antworten auf ein Ping auf die Broadcast Adresse unterdrückt werden können, nicht unterbunden werden. Ausnahme hierbei ist der Einsatz der lokalen IPv6 Firewall-Funktionalität.

4.3.2. IPv6 traceroute6

4.3.2.1. IPv6 traceroute6 (alt)

Dieses Programm ist normal im Paket iputils enthalten. Es ist ein Programm vergleichbar dem IPv4 traceroute. Unten sehen Sie ein Beispiel:

# traceroute6 www.6bone.net 
traceroute to 6bone.net (3ffe:b00:c18:1::10) from 2001:0db8:0000:f101::2, 30
¬ hops max, 16 byte packets 
 1 localipv6gateway (2001:0db8:0000:f101::1) 1.354 ms 1.566 ms 0.407 ms 
 2 swi6T1-T0.ipv6.switch.ch (3ffe:2000:0:400::1) 90.431 ms 91.956 ms 92.377 ms 
 3 3ffe:2000:0:1::132 (3ffe:2000:0:1::132) 118.945 ms 107.982 ms 114.557 ms 
 4 3ffe:c00:8023:2b::2 (3ffe:c00:8023:2b::2) 968.468 ms 993.392 ms 973.441 ms 
 5 3ffe:2e00:e:c::3 (3ffe:2e00:e:c::3) 507.784 ms 505.549 ms 508.928 ms 
 6 www.6bone.net (3ffe:b00:c18:1::10) 1265.85 ms * 1304.74 ms

Anmerkung: Im Unterschied zu modernen IPv4 traceroute Versionen, welche den Einsatz von ICMPv4-echo-request Paketen wie auch UDP Paketen (default) ermöglichen, können mit IPv6-traceroute nur UDP Pakete versendet werden. Wie Sie vielleicht bereits wissen, werden von Firewalls bzw. von ACLs auf Routern ICMP echo-request Pakete mehr akzeptiert als UDP Pakete.

Falls ein Interface spezifiziert werden muß, kann dies durch -i <device> oder in der Form <address>%<device> erfolgen.

4.3.2.2. traceroute ab Version 2)

traceroute bekam IPv6-Unterstützung ab Version 2 mit den gleichen Möglichkeiten wie für IPv4. Hier ein Beispiel für einen ICMP (ping) traceroute (benötigt root-Rechte)

# traceroute -I -n ipv6.google.com
traceroute to ipv6.google.com (2a00:1450:4016:804::200e), 30 hops max, 80 byte packets
 1  2001:a61:***  0.410 ms  0.510 ms  0.655 ms
 2  2001:a60::89:705:1  26.428 ms  34.361 ms  41.777 ms
 3  2001:a60::89:0:1:2  19.131 ms  19.163 ms  19.248 ms
 4  2001:a60:0:106::2  20.464 ms  20.467 ms  20.457 ms
 5  2001:4860::9:4000:cf86  21.836 ms *  21.852 ms
 6  2001:4860:0:1::19  21.690 ms  21.585 ms  22.919 ms
 7  2a00:1450:4016:804::200e  23.176 ms  19.310 ms  20.065 ms

Falls ein Interface spezifiziert werden muß, kann dies durch -i <device> erfolgen.

4.3.3. IPv6 tracepath6

Dieses Programm ist normalerweise im Paket iputils enthalten. Das Programm ist dem traceroute6 ähnlich, es gibt den Weg zu einem angegebenen Ziel wieder und misst hierbei den MTU-Wert. Unten sehen Sie ein Beispiel:

# tracepath6 www.6bone.net 
 1?: [LOCALHOST] pmtu 1480 
 1: 3ffe:401::2c0:33ff:fe02:14 150.705ms 
 2: 3ffe:b00:c18::5 267.864ms 
 3: 3ffe:b00:c18::5 asymm 2 266.145ms pmtu 1280 
 3: 3ffe:3900:5::2 asymm 4 346.632ms 
 4: 3ffe:28ff:ffff:4::3 asymm 5 365.965ms 
 5: 3ffe:1cff:0:ee::2 asymm 4 534.704ms 
 6: 3ffe:3800::1:1 asymm 4 578.126ms !N 
Resume: pmtu 1280

4.3.4. IPv6 tcpdump

In Linux ist tcpdump ein Haupttool zum aufzeichnen von Paketen. Weiter unten sehen Sie einige Beispiele. Normalerweise ist die Ipv6-Unterstützung in der aktuellen Version 3.6 gegeben.

Bei tcpdump werden zur Geräuschminimierung bei der Paket-Filterung Ausdrücke eingesetzt:

Ebenfalls sind einige Kommandozeilen-Optionen sehr hilfreich, um detailliertere Informationen über die Pakete erlangen und protokollieren zu können. Für ICMPv6 Pakete sind hauptsächlich interessant:

4.3.4.1. IPv6 ping zur Adresse 2001:0db8:100:f101::1 über einen lokalen Link

# tcpdump -t -n -i eth0 -s 512 -vv ip6 or proto ipv6 
tcpdump: listening on eth0 
2001:0db8:100:f101:2e0:18ff:fe90:9205 > 2001:0db8:100:f101::1: icmp6: echo
¬ request (len 64, hlim 64) 
2001:0db8:100:f101::1 > 2001:0db8:100:f101:2e0:18ff:fe90:9205: icmp6: echo
¬ reply (len 64, hlim 64)

4.3.4.2. IPv6 ping zur Adresse 2001:0db8:100::1 über einen IPv6-in-IPv4 Tunnel geroutet

1.2.3.4. und 5.6.7.8. sind Tunnel-Endpunkte (alle Adressen sind Beispiele)

# tcpdump -t -n -i ppp0 -s 512 -vv ip6 or proto ipv6 
tcpdump: listening on ppp0 
1.2.3.4 > 5.6.7.8: 2002:ffff:f5f8::1 > 2001:0db8:100::1: icmp6: echo request
¬ (len 64, hlim 64) (DF) (ttl 64, id 0, len 124) 
5.6.7.8 > 1.2.3.4: 2001:0db8:100::1 > 2002:ffff:f5f8::1: icmp6: echo reply (len
¬ 64, hlim 61) (ttl 23, id 29887, len 124) 
1.2.3.4 > 5.6.7.8: 2002:ffff:f5f8::1 > 2001:0db8:100::1: icmp6: echo request
¬ (len 64, hlim 64) (DF) (ttl 64, id 0, len 124) 
5.6.7.8 > 1.2.3.4: 2001:0db8:100::1 > 2002:ffff:f5f8::1: icmp6: echo reply (len
¬ 64, hlim 61) (ttl 23, id 29919, len 124)


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