Nachdem Sie ihr System auf IPv6 vorbereitet haben, wollen Sie nun IPv6 für die Netzwerkkommunikation einsetzen. Zuerst sollten Sie lernen, IPv6 Pakete mit einem Sniffer Programm zu untersuchen. Dies ist zu empfehlen, denn in Hinblick auf Fehlersuche und Troubleshooting kann das Durchführen einer schnellen Diagnose von Nutzen sein.
Das Programm ist normalerweise im Paket iputils beinhaltet. Durch senden von ICMPv6 echo-request Paketen und warten auf ICMPv6 echo-reply Paketen können einfache Transport-Tests durchgeführt werden.
Anwendung
# ping6 <hostwithipv6address> # ping6 <ipv6address> # ping6 [-I <device>] <link-local-ipv6address> |
Einige Implementierungen unterstützen auch %<device> Definition zusätzlich zu -I <device>, z.B.
# ping6 <link-local-ipv6address>%<device> |
Beispiel
# ping6 -c 1 ::1 PING ::1(::1) from ::1 : 56 data bytes 64 bytes from ::1: icmp_seq=0 hops=64 time=292 usec --- ::1 ping statistics --- 1 packets transmitted, 1 packets received, 0% packet loss round-trip min/avg/max/mdev = 0.292/0.292/0.292/0.000 ms |
Hinweis: ping6 benötigt direkten Zugriff auf den Socket und hierfür Root-Rechte. Wenn Nicht-Root-Benutzer ping6 nicht benutzen können, kann dies zwei Ursachen haben:
ping6 ist nicht im Pfad des Benutzers eingetragen; ping6 ist allgemein in /usr/sbin zu finden -> Lösung: Den Pfad ergänzen (nicht empfohlen)
ping6 lässt sich im Allgemeines wegen fehlender Root-Rechte nicht korrekt ausführen -> Lösung: chmod u+s /usr/sbin/ping6
Wenn link-lokale Adressen für ein IPv6 ping verwendet werden, dann hat der Kernel keine Kenntnis darüber, durch welches (physikalische oder virtuelle) Gerät das Paket gesendet werden muss - jedes Gerät hat eine link-lokale Adresse. Ein Versuch resultiert in folgender Fehlermeldung:
# ping6 fe80::212:34ff:fe12:3456 connect: Invalid argument |
In diesem Fall müssen Sie das Interface zusätzlich spezifizieren:
# ping6 -I eth0 -c 1 fe80::2e0:18ff:fe90:9205 PING fe80::212:23ff:fe12:3456(fe80::212:23ff:fe12:3456) from ¬ fe80::212:34ff:fe12:3478 eth0: 56 data bytes 64 bytes from fe80::212:23ff:fe12:3456: icmp_seq=0 hops=64 time=445 usec --- fe80::2e0:18ff:fe90:9205 ping statistics --- 1 packets transmitted, 1 packets received, 0% packet loss round-trip ¬ min/avg/max/mdev = 0.445/0.445/0.445/0.000 ms |
Beispiel für %<device> Notation:
# ping6 -c 1 fe80::2e0:18ff:fe90:9205%eth0 |
Ein interessanter Mechanismus zum Aufspüren eines IPv6 aktiven Hosts am Link ist mit ping6 an eine link-lokale all-node Multicast Adresse zu pingen.
# ping6 -I eth0 ff02::1 PING ff02::1(ff02::1) from fe80:::2ab:cdff:feef:0123 eth0: 56 data bytes 64 bytes from ::1: icmp_seq=1 ttl=64 time=0.104 ms 64 bytes from fe80::212:34ff:fe12:3450: icmp_seq=1 ttl=64 time=0.549 ms (DUP!) |
Beispiel für %<device> Notation:
# ping6 ff02::1%eth0 |
Bei IPv6 kann dieses Verhalten zurzeit, im Gegensatz zu IPv4, wo Antworten auf ein Ping auf die Broadcast Adresse unterdrückt werden können, nicht unterbunden werden. Ausnahme hierbei ist der Einsatz der lokalen IPv6 Firewall-Funktionalität.
Dieses Programm ist normal im Paket iputils enthalten. Es ist ein Programm vergleichbar dem IPv4 traceroute. Unten sehen Sie ein Beispiel:
# traceroute6 www.6bone.net traceroute to 6bone.net (3ffe:b00:c18:1::10) from 2001:0db8:0000:f101::2, 30 ¬ hops max, 16 byte packets 1 localipv6gateway (2001:0db8:0000:f101::1) 1.354 ms 1.566 ms 0.407 ms 2 swi6T1-T0.ipv6.switch.ch (3ffe:2000:0:400::1) 90.431 ms 91.956 ms 92.377 ms 3 3ffe:2000:0:1::132 (3ffe:2000:0:1::132) 118.945 ms 107.982 ms 114.557 ms 4 3ffe:c00:8023:2b::2 (3ffe:c00:8023:2b::2) 968.468 ms 993.392 ms 973.441 ms 5 3ffe:2e00:e:c::3 (3ffe:2e00:e:c::3) 507.784 ms 505.549 ms 508.928 ms 6 www.6bone.net (3ffe:b00:c18:1::10) 1265.85 ms * 1304.74 ms |
Anmerkung: Im Unterschied zu modernen IPv4 traceroute Versionen, welche den Einsatz von ICMPv4-echo-request Paketen wie auch UDP Paketen (default) ermöglichen, können mit IPv6-traceroute nur UDP Pakete versendet werden. Wie Sie vielleicht bereits wissen, werden von Firewalls bzw. von ACLs auf Routern ICMP echo-request Pakete mehr akzeptiert als UDP Pakete.
Falls ein Interface spezifiziert werden muß, kann dies durch -i <device> oder in der Form <address>%<device> erfolgen.
traceroute bekam IPv6-Unterstützung ab Version 2 mit den gleichen Möglichkeiten wie für IPv4. Hier ein Beispiel für einen ICMP (ping) traceroute (benötigt root-Rechte)
# traceroute -I -n ipv6.google.com traceroute to ipv6.google.com (2a00:1450:4016:804::200e), 30 hops max, 80 byte packets 1 2001:a61:*** 0.410 ms 0.510 ms 0.655 ms 2 2001:a60::89:705:1 26.428 ms 34.361 ms 41.777 ms 3 2001:a60::89:0:1:2 19.131 ms 19.163 ms 19.248 ms 4 2001:a60:0:106::2 20.464 ms 20.467 ms 20.457 ms 5 2001:4860::9:4000:cf86 21.836 ms * 21.852 ms 6 2001:4860:0:1::19 21.690 ms 21.585 ms 22.919 ms 7 2a00:1450:4016:804::200e 23.176 ms 19.310 ms 20.065 ms |
Falls ein Interface spezifiziert werden muß, kann dies durch -i <device> erfolgen.
Dieses Programm ist normalerweise im Paket iputils enthalten. Das Programm ist dem traceroute6 ähnlich, es gibt den Weg zu einem angegebenen Ziel wieder und misst hierbei den MTU-Wert. Unten sehen Sie ein Beispiel:
# tracepath6 www.6bone.net 1?: [LOCALHOST] pmtu 1480 1: 3ffe:401::2c0:33ff:fe02:14 150.705ms 2: 3ffe:b00:c18::5 267.864ms 3: 3ffe:b00:c18::5 asymm 2 266.145ms pmtu 1280 3: 3ffe:3900:5::2 asymm 4 346.632ms 4: 3ffe:28ff:ffff:4::3 asymm 5 365.965ms 5: 3ffe:1cff:0:ee::2 asymm 4 534.704ms 6: 3ffe:3800::1:1 asymm 4 578.126ms !N Resume: pmtu 1280 |
In Linux ist tcpdump ein Haupttool zum aufzeichnen von Paketen. Weiter unten sehen Sie einige Beispiele. Normalerweise ist die Ipv6-Unterstützung in der aktuellen Version 3.6 gegeben.
Bei tcpdump werden zur Geräuschminimierung bei der Paket-Filterung Ausdrücke eingesetzt:
icmp6: ICMPv6 Datenverkehr wird gefiltert
ip6: IPv6 Datenverkehr (inkl.ICMPv6) wird gefiltert
proto ipv6: getunnelter IPv6-in-IPv4 Datenverkehr wird gefiltert
not port ssh: zum unterdrücken der Anzeige von SSH Paketen während der Ausführung von tcpdump bei einer remote SSH-Sitzung
Ebenfalls sind einige Kommandozeilen-Optionen sehr hilfreich, um detailliertere Informationen über die Pakete erlangen und protokollieren zu können. Für ICMPv6 Pakete sind hauptsächlich interessant:
“-s 512”: Bei der Aufzeichnung der Pakete wird die zu Aufzeichnungslänge auf 512 bytes vergrößert
“-vv”: wirklich sehr ausführliche Ausgabe
“-n”: Adressen werden nicht in Namen aufgelöst. Dies ist hilfreich, wenn die Reverse-DNS-Auflösung nicht sauber arbeiten sollte
# tcpdump -t -n -i eth0 -s 512 -vv ip6 or proto ipv6 tcpdump: listening on eth0 2001:0db8:100:f101:2e0:18ff:fe90:9205 > 2001:0db8:100:f101::1: icmp6: echo ¬ request (len 64, hlim 64) 2001:0db8:100:f101::1 > 2001:0db8:100:f101:2e0:18ff:fe90:9205: icmp6: echo ¬ reply (len 64, hlim 64) |
1.2.3.4. und 5.6.7.8. sind Tunnel-Endpunkte (alle Adressen sind Beispiele)
# tcpdump -t -n -i ppp0 -s 512 -vv ip6 or proto ipv6 tcpdump: listening on ppp0 1.2.3.4 > 5.6.7.8: 2002:ffff:f5f8::1 > 2001:0db8:100::1: icmp6: echo request ¬ (len 64, hlim 64) (DF) (ttl 64, id 0, len 124) 5.6.7.8 > 1.2.3.4: 2001:0db8:100::1 > 2002:ffff:f5f8::1: icmp6: echo reply (len ¬ 64, hlim 61) (ttl 23, id 29887, len 124) 1.2.3.4 > 5.6.7.8: 2002:ffff:f5f8::1 > 2001:0db8:100::1: icmp6: echo request ¬ (len 64, hlim 64) (DF) (ttl 64, id 0, len 124) 5.6.7.8 > 1.2.3.4: 2001:0db8:100::1 > 2002:ffff:f5f8::1: icmp6: echo reply (len ¬ 64, hlim 61) (ttl 23, id 29919, len 124) |
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